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Schweinebuben Saga
Es isch amene früe Morge. Me ghört Glogge ume See ume lüüte. En Nebel schwebt überem Wasser. D' Bärge lüüchte root i de Morgesunne. Im Dorf tuet sich en stilli Spannig uf, so wie jedes Johr a dem Tag.
Es isch Säumärt im Dorf!
... und so hät au de Ursli scho lang blanged uf de Tag. Er chrücht bekleidet mit sinere Säuli-Unterhose us sim wohlig warme Bett, schnüützt nomol zünftig in es freis Plätzli vo sim stoffige Naselumpe und schluderet gruchsend id Chuchi, wo s' Lilli scho mit emene währschafte Zmorge uf ihn warted. "Guete Morge, Ursli!" seid sie mit ere gschmeidige Stimm. "Mööh", nörzts verschlofe vo Urslis Siite. D' Lilli möcht, dass de Ursli, ihre Sohn, die beschti Sau im Stall am Säumärt im Dorf verchauft, sodass druf abe mit em Gäld jungi quietschigi Ferkeli chönnt kauft wärde.
Ned grad mit sine beschte Chleider macht sich de Ursli uf - d' Blose entleert - mit der Sau amene Strick de Säumärt durab richtig Dorfzentrum. Viel isch los a dem Tag, wo sich ganz Birrwil trifft, um die grosse, chline, dicke, lange wie churze Säu z'betrachte. Es isch ned nur en Märt, es isch au es grosses Fäscht, es Zämmesi, en Plauderei, e Grüchtechuchi.
De Ursli hät mit sinere Sau ned nur es guets Geld fürs Fleisch, nei, sondern au grad no de erschti Priis für die bescht pflägteschti und gmäschtetschti Sau gholt. Das het natürli au grad no chli es Bazeli derzue gä und grad wo de Ursli sich voller Freud über sin erfolgriche Verchauf het welle de Säumärt doruf ufe Heiwäg mache, vods tschuderli avo rägne. Gosse hets us Chüble immer stärker und stärker.
De Ursli hät sich dänkt, do bliiben I no chli do und warte, bis es ufhört mit dem Sauwätter. Er hät sich ungärn a d'Feschttränki vom Säumärt gstäout; s'Lilli het immer scho gseid, ded trifft sich nur d'Saubandi vo Berbu. Er het sich trotzdem eis gnämiged. "Mh, da isch no fein", seid de Ursli mit emene breite Lache im Gsicht und b'stellt grad no eis. Es het jo sowieso no ned ufghört rägne. "So langs so seicht, gohn i noni Hei!" chunnts mit emene chräftige Rülpser us sim Muul, "... und schliesslich han ich en Belohnig verdient, ned wohr!"
Es sind allebald e chli viel Belohnige gsi und mim bliibende Räge bald zur Stroof worde. So nöch binand liit hald mängisch d'Belohnig und d'Bestroofig. Em Ursli isch es scho lang nümme wohl gsi, hed er doch immer a d'Wort vo sinere Muetter dänkt: "Bliibsch mer denn ned z'lang, Bürschtli!"
Trotz em Räge macht er sich uf und suecht im tüüfe Dunkel sin Wäg Hei zue. Aber er isch ned de Säumärt uf, sondern links richtig Schwiigrindwägli gange. Es steils Wägli, wo bi so fäschtem Räge s'Wasser vom eigetli chline Bächli hüt no wild über d'Ufer riist, so dass au d'Bewohner grosse Respekt händ.
Tüüfe Schlamm het sich dur die wilde Wassermasse bilded, höch bis zur Hüft, unmögli sich uf de Bei z'halte. Der Ursli, furchtlos vor em Dräck, het nur no Hei wälle. Mutig holt er uf allne Vierne Luft, hebt de Grind abe und verschwindet im tüüfe Schlamm. Nur paar Sekunde spöter, e chli wiiter obe am Wägli, gseht me en gruusige Chopf us em Schlamm useschluuze, wo mit emene chräftige Gluchzg wieder i taucht und sich wiiter obsi kämpft. Unheimli a'z'gseh chunnt de Chopf regelmässig und immer verschlammter us em Dräck. Es tschudered eim, bim Ablick ir tüüfe Nacht. D'Gstalt erinnert eim meh an es Unghür, als an en Mänsch.
Niemer weiss, wie viel Ziit i dere Nacht vergange'n'isch, bis am Ändi vom Wäg voller Dräck us em Schlamm de Ursli ufgstande'n'isch. Centimeterdick tropfts, flüssts und platschts zähflüssig vo sim Körper uf d'Stross. "Jetz isch nümme wiit!", dänkt er sich und bewältigt völlig erschöpft die letzschte Meter.
D'Chleider, das isch er immer scho gheisse worde, lot er vor de Tür: "De Dreck bliibt duss und chunnt nöd is Huus!" Doch i dere Nacht bliibt am Körper, Händ und Gsicht etliches hange. De Ursli wott nur no eis, is Bett, und erinnered sich an en alti, sehr alti Weisheit: "Bisch Du voll Dräck, gang ruhig is Bett, denn am Morge bisch suuber und dräckig nur s'Bett! ...und Bettwösch chasch wäsche."
... und so sölls si, de Ursli schloft chnurzend i.
Doch früe am Morge, s'isch no still ume See, gohts Lilli goge luege, ob de Ursli scho do isch. Zu tüüfscht entsetzt vo dem gruusige Ablick, vo dem ungwonnte Gsicht, als hät sie's ned kennt, rüeft sie mit hoher durchdringender Stimm: "Uuuh, Du Schwiigrind!"
Und sid her, wenns still isch am See und der Näbel nochemene starke Räge de Bärg uechrücht, ghört me no hüt, wemme guet lost, am Morge früe en durchdringendi Stimm rüefe: "Uh, du Schwiigrind!"
- Ende -
Die Hintergründe und Entstehungszeit dieser Saga sind bis heute nicht geklärt. Sie wurde bis anhin nur mündlich überliefert und konnte nicht verifiziert werden. Gerne nehmen die Schweinebuben entsprechende historische Nachweise entgegen. Die vorliegende Fassung ist die einzige schriftliche Fassung und wurde im Jahre 2015 erstellt.